Ferragosto – die eigentliche Sommersonnenwende Siziliens
Wir freuen uns, denn es hat endlich geregnet
Der Regen war gestern. Heute ist Ferragosto, wie jeden 15. August, DER Höhepunkt des Urlaubs, der auch gleichzeitig dessen Ende ankündigt. Das muss unbedingt gefeiert werden! So knubbelig und lautstark wie möglich!
Der Name Ferragosto führt zurück zum ersten römischen Kaiser Augustus, nach dem auch der August benannt wurde. Im Jahr 29 v. Chr. hat er in der Mitte des Monats mit einem tagelangen Fest seinen Sieg über Marcus Antonius und Kleopatra ehren lassen. Rom stand Kopf in diesen Tagen des Hochsommers und das scheint allen gut gefallen zu haben, denn gefeiert wird seitdem in fast jedem Jahr.
Die katholische Kirche begeht an diesem Tag Mariäs Aufnahme in den Himmel oder kurz: Maria Himmelfahrt. Es ist einer der höchsten Feiertage in Italien, trotzdem wird er eher traditionell so begangen wie zu Zeiten König Augustus, also heidnisch, mit Tanz, Spiel, Gesang und vor allem viel Völlerei. Gekrönt mit einem nächtlichen Lagerfeuer und Übernachtung am Strand.
Da will Jede(r) dabei sein und wehe, wenn nicht, dann wird gemutmaßt, dass Du Dir das wohl nicht leisten kannst?!? Und so sind mindestens in diesen Tagen alle unterwegs in die Berge oder, vor allem, ans Meer. Geschäfte, Firmen und Büros sind zwangsläufig geschlossen.
Denn was gibt es Schöneres als den heißesten Tag des Jahres im Meer zu sitzen, gemütlich darüber sinnierend, was das neue Jahr bis zum nächsten Ferragosto wohl so bringen wird und auch, wann der Eismann wieder seine Runde am Strand dreht. Abends schlendert man entspannt zu Grill und Aperitivo und feiert bis spät in die Nacht hinein.
In Campofelice sind wir diesmal live dabei und können dazu folgendes berichten:
Das Thermometer ist heute tatsächlich pünktlich in die Höhe geschnellt und es kündigt sich ein Scirocco (Südwind mit sehr warmem Wind) an.
Es sind jedoch gar nicht so viele Leute auf der Insel, wie wir dachten, dass hier sein müssten. Und das ist gut so, denn das gemeinschaftliche Feiern ist nicht erlaubt!
Kurz vorm Aufdrehen der Musik und Anzünden des Grills am Strand hat die Gemeinschaft der sizilianischen Bürgermeister beschlossen, ganz schnell ein generelles Feierverbot auszusprechen, „zur Vermeidung von Versammlungen, Lagern, Trunkenheit und Lagerfeuern an Stränden oder in öffentlichen Gärten“.
Wohl wissend, dass die Gemeindekassen die Schockwelle einer neuen Coronawelle nicht verkraften könnten. Oder weil am Ende doch der Müll nervt, der gerne und überall einfach liegen gelassen wird? Trotzdem: haben sie sich wirklich überlegt, was das Ausladen von einer Party in allerletzter Minute bedeutet??
Wir konnten gestern tatsächlich entlang der Strände von Termini bis Campofelice Polizeiautos, Wagen des sizilianischen Zivilschutzes und welche der Wach- und Schließgesellschaften auf Patrouillefahrten sehen. Manche „unterhielten“ sich mit den Badegästen, viele saßen in Lauerstellung in ihren Autos.
Zum Glück hören wir heute, dass mindestens eine der Strandbuden weiterhin ihre Partylaune in die Umgebung dröhnt. Was uns sonst manchmal wegen des Musikgeschmacks die Augen verdrehen lässt, ringt uns heute ein Lächeln ab: weiter so und feiert schön! Wäre doch irgendwie schade, wenn nicht!