Geschichten und Geschichte

Gibellina

Zuletzt bearbeitet am 2022-02-27

Gibellina ist ein Ort im Westen Siziliens im Belice Tal. Am 15.Januar 1968 wurde das Städtchen bei einem Erdbeben völlig zerstört. Hunderte Menschen starben. In der Folge passierten zwei Aktionen: dem zerstörten Ort wurde in den 90ziger Jahren von Alberto Burri ein Denkmal gesetzt und ca 13km westlich davon entfernt eine neue Heimat für die betroffenen Menschen geschaffen.

Gibellina Vecchia

Gibellina Vecchia

In der Ferne, kurz unter dem Horizont, ungefähr in der Mitte des Bildes, ist eine weiße Fläche zu erkennen: Gibellina Vecchia.

Das ortsidentische Mahnmal von Alberto Burri aus Weißbeton ist surreal und konkret zugleich. ….. genau wie die Piazza Joseph Beuys in Gibellina Nuova (s.u.).

Gibellina Nuova

wurde genauso kompromisslos geplant wie das Mahnmal von Burri sich präsentiert. Die damalige Elite europäischer Architekten wie z.B. Rob Krier, O.M. Ungers, P. Consagra, A. Pomodoro, R. Guttuso hatte ihrer Vorstellung einer idealen urbanen Siedlung auf dem Land eine Gestalt gegeben. Dies ist nicht auf Gegenliebe bei den Einheimischen gestoßen. Da half es auch nicht, dass Joseph Beuys Bäume gepflanzt hat. Woraufhin aber immerhin ein zentraler Platz am Zugang zur Siedlung nach ihm benannt wurde.

Es kann sehr eindringlich erfahren werden, dass die gut gemeinte Idee, eine neue Welt ohne Bindung an traditionelle und lokale Strukturen schaffen zu wollen, schnell scheitern kann. Bruch statt Transformation funktioniert nicht. Ein Dialog zwischen Tradition und Fortschritt ist notwendig. Auch wenn der Marktplatz historische Typologien bemüht, bleibt er abstrakt und blutleer. Es ist nicht vorstellbar, dass dort lebendiges Leben stattfindet.

Aber Scheitern ist auch eine wichtige Erfahrung. Es lohnt sich den Ort anzuschauen und nachzuspüren wie man selbst auf die gutgemeinten Ideen reagiert.

Weitere Informationen über diese Links:
Wikipedia > Gibellina
Download > Gibellina in der Baunetzwoche #556 vom 23. April 2020 (pdf)